Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 63

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 36. 37. Gesundheitspflege. 63 sich die Lungen gehörig ausbreiten und thätig sein können, unterstützt wird. Eine solche Brust ist durch die ganze körperliche Erziehung von früher Jugend auf, insbesondere durch zweckmäßige Turnübungen anzustreben. Sodann ist be- sonders auf tiefes Atmen zu halten, damit die Luft in vollen Zügen den Lungen zugeführt wird. Beim gewöhnlichen ruhigen Atmen dringt die Luft nicht in alle Teile der Lunge. Beim Tiefatmen dagegen gelangt die Luft auch in die äußersten Teile der Lungen, besonders in die obersten, in die so- genannten Lungenspitzen, die bis unter die Schultern reichen; überdies wird beim kräftigen Ein- und Ausatmen auch die Herzthätigkeit vorteilhaft beeinflußt. Beim Tiefatmen hebe man die Schultern und ziehe die Luft bei ge- schlossenem Munde langsam ein, halte dann etwas an, und atme ebenso lang- sam wieder ans. Dieses Tiefatmen sollte besonders von allen denjenigen, welche eine „sitzende" Lebensweise zu führen genötigt sind, geübt und gepflegt, und wenn möglich unter dem offenen Fenster, und noch besser bei Sonnen- schein ausgeführt werden; auch während der Arbeit recke und strecke man sich bisweilen und thue einen kräftigen Atemzug. Besonders zu empfehlen ist das Tiefatmen im Freien, auf Spaziergängen, im Walde und auf den Höhen. Um aber kräftig atmen zu können, darf der Oberkörper nicht in beengende, presfende Kleidung eingezwängt fein. Besonders verderblich in dieser Hinsicht ist das enge, steife Korsett der Frauen. Dieses hemmt die Thätigkeit der Lungen, hindert das Zwerchfell in der freien Bewegung, stört die Verdauung und den Blutumlauf und schädigt überdies noch wichtige Unterleibsorgane. Es würde nicht so viele Bleichsüchtige geben, wenn der Schnürleib nicht wäre. In gleicher Weise sind drückende Gürtel und Leibriemen, enge, hohe Hals- und Stehkragen, zu fest gebundene Röcke gesundheitsschädlich. Auch vorge- beugte Haltung des Oberkörpers beim Sitzen, bei der Arbeit, beim Lesen und Schreiben, beim Gehen ist einem ausgiebigen Atmen hinderlich. Also immer möglichst aufrecht! §h. H. Kaberer. 37. Die Hautpflege. Von großer Bedeutung für die Erhaltung und Beförderung unserer Gesundheit ist eine geordnete, richtige Hautpflege. Die meisten Krankheiten können dadurch verhindert werden, und es gilt in dieser Beziehung ganz be- sonders das bekannte Wort: „Es ist leichter, Krankheiten zu verhüten, als solche zu heilen." Die Haut ist nämlich ein gar merkwürdiges, kunstvolles Gebilde. Sie hat insbesondere eine große Menge feiner Löchlein oder Poren, welche bei einem erwachsenen Menschen etwa 2^2 Millionen betragen. Durch dieselben werden fortwährend verschiedene, dem Körper schädliche Stoffe, gleichsam die Schlacken desselben, ausgeschieden, teils in feinen Tröpf- chen als Schweiß teils unsichtbar dnnstförmig. Entstandene Krankheiten müssen

2. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 66

1897 - Stuttgart : Bonz
66 Volkswirtschaft. No. 37. 38. Zustände hervorruft. Ein vorzügliches Mittel hiezu sind eben kalte Bäder und Abwaschungen. Zum Zweck der Abhärtung darf die Kleidung in der rauheren Jahreszeit nicht zu warm sein; denn die Haut wird dadurch verweichlicht; sie darf auch nicht zu eng und zu dicht sein, weil sonst die Haut in ihrer Thätigkeit gehemmt ist. Insbesondere muß die Unter- kleidung leicht und jedenfalls recht durchlässig und daher weitporig sein, ob sie nun wollen oder baumwollen oder leinen ist, damit die Ausdünstung der Haut ungehindert hinaus, dagegen die äußere Luft zu derselben eindringen kaun. Wasserdichte Regenmäntel, Gummiüberschuhe, ebenso enge Schuhe und Stiefel sind zu vermeiden, zumal letztere auch die Blutzirkulation hemmen. Weites Schuhwerk, überhaupt weite Kleidung, ist überdies im Winter auch wärmer. In der rauhen Jahreszeit hülle man den Kopf nicht in Pelzmützen, wollene Kaputzeu u. drgl., sondern sorge für eine leichte Kopfbedeckung, halte dagegen die Füße desto wärmer; so weit es angeht, läßt man am bestenden Kopf ganz frei, ebenso auch den Hals. Leichte, luftige Kopfbedeckung befördert den Haarwuchs und verhindert das Ausfallen der Haare. Damit die Hautthätigkeit auch in der Nacht während des Schlafes nicht gestört wird, meide man die schweren Federdeckeu. Von ausgezeichneter Wirkung auf die Haut und damit auf den ganzen Körper ist der Einfluß des Sonnen- lichtes. Mau sollte daher weniger sonnenscheu sein; gilt auch eine ge- bräunte Haut für weniger vornehm, so zeugt sie in der Regel von mehr Ab- härtung und besserer Gesundheit. §h. Oberer. C. Volkswirtschaft. 38. Wanderung ins Leben. 26enn du aus der Schule entlassen bist und aus dem elterlichen Hause die erste Wanderung in die Welt antrittst, so machst du's wie der Bogel, der aus dem Käfig entwischt ist. Er schüttelt sich und rüttelt sich, als wolle er den Staub von den Federn wegwischen. Dann stimmt er sein Liedlein an, und nun geht's fort ins Freie. Auf seinem luftigen Fluge kann er ebenso leicht in die Klauen eines Habichts ge- raten als zu seinesgleichen. — So kann dir's jetzt auch gehen. Der Habichte giebt es viele, die wie Tauben aussehen. Darum beherzige, wenn du in neue Lebensverhültnisse trittst, den Spruch: Geh ohne Stab nicht durch den Schnee und ohne Steuer nicht zur See; Geh ohn' Gebet und Gottes Wort niemals aus deinem Hause fort!

3. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 167

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 86. 87. Landwirtschaft und Gewerbe. 167 für alle Werkzeuge des gewöhnlichen Lebens. Der geringe Grad seiner Abnützungs- fähigkeit macht es überall da unentbehrlich, wo Reibungen und Bewegungen die Brauchbarkeit eines Gegenstandes bedingen. Es ist das Material für Schlosser und Schmiede und die tausend und abertausend Nutzgegenstände, welche aus deren Werkstätten kommen. Seine Festigkeit und Dichtigkeit empfiehlt es zu Verbinduugs- und Schutzmitteln in den verschiedenen Gitter- und Kettenwerken und dem ganzen Reichtum der Rüstungen, Waffen und Geschütze; sein hoher Schmelzgrad läßt es für Gegenstände passend erscheinen, die viel mit dem Feuer in Berührung kommen, und seine Elastizität endlich feiert in den bekannten Uhrfedern andern Metallen gegenüber unerreichbare Triumphe. Es hat also das Eisen ein sehr großes, aber dennoch fest und bestimmt abgegrenztes Verwendungsgebiet. Es kann als Schmuck nie mit Gold und Silber konkurrieren. Das Schniiedeisen erscheint in allen denjenigen Gegenständen, deren Form für den Gebrauch gleichgültig ist, in einer seiner Verarbeitung genau entsprechenden Gestalt. Wenn eiserne Stäbe auf dem Amboß mit dem Hammer bearbeitet werden, so biegen sich die zu beiden Seiten des Hammerschlags befindlichen Teile einwärts, und es entstehen so aus dem geraden Eisenstabe spiralförmige Krümmungen, welche die Grundform fast sämt- licher älteren Gitterwerke bilden. Mit außerordentlichem Geschick und Verständnis hat man diese Grnndgestalt erweitert und künstlerisch umgebildet und große Ver- schlingungen geschaffen, die mit ihren feingegliederten Rosen und Bouquets den Stolz der alten Eisenschmiede bildeten. Im fertigen Zustande wurden dann einige der Teile, besonders die oberen Ausläufer, einzelne in die Spiralen gebundene Blüten und Blätter vergoldet, dem Ganzen aber der Charakter und die Farbe des Eisens gewahrt und so jener unangenehme Eindruck vermieden, den unsere niodernen eisernen Gartenmöbel mit Holzfarbanstrich verursachen. Die künstlerische Ausgestaltung des Gußeisens muß naturgemäß immer mit der Sprödigkeit dieses Stoffes rechnen. Leichte Vergoldung in einzelnen Linien und Streifen auf deni dunkeln Grund trägt wesentlich zu einem schönen Auspntz seiner Formen bei. Nach I. Stockbauer. 87. Etwas über Gerberei. 3!8ollte man die Häute, wie sie von den Tieren abgezogen werden, zu Schuhen, Taschen u. s. w. benützen, so würden sie in der Feuchtigkeit auf- weichen und in Fäulnis übergehen. Ilm dies zu verhindern, werden die Häute gegerbt, d. h. mit einem Stoffe verbunden, welcher sie gegen die Einwirkung des Waffers schützt. Man hat dazu verschiedene Mittel, welche auf mehr oder minder vollkommene Weise diesen Zweck erfüllen, nämlich gemahlene Eichen- oder Fichtenrinde (Lohe genannt), Alaun mit Kochsalz, Fett und endlich Kreide. Hiernach giebt es drei Arten zu gerben: Lohgerberei, wenn mit Lohe, Weiß- gerberei, wenn mit Alaun und Kochsalz gegerbt wird, Sämischgerberei, wenn die Haut mit Fett eingerieben wird. Die Haare entfernt man dadurch, daß man die Felle so lange in einen dünnen Brei aus gelöschtem Kalk und Wasser legt, bis die Haare so lose geworden sind, daß sie sich leicht ausziehen lassen.

4. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 174

1897 - Stuttgart : Bonz
174 Landwirtschaft und Gewerbe. No. 90. 9t. stammten. Seit 1869 sehen wir aber deutsche Chemiker planmäßig auf wissen- schaftlicher Grundlage vorwärtsschreiten. Sie machten aus diese Weise Deutsch- land zum ersten Land der Teerfarbenindustrie. Ihnen gelang die künstliche Dar- stellung des Indigos und des Alizarins. Durch das künstliche Alizarin wurde der Krappbau fast gänzlich Verdrängt. Nach Angaben von Or. Kalkhoff. 91. Das Glas. !)ie Kunst der Glasbereitung ist schon lange erfunden; aber im ganzen Altertuine blieb das Glas kostbar, dem Gold im preise ziemlich gleich; an Glasfenster dachte niemand. Die Stelle der Glas- spiegel vertrat poliertes Metall, und Reiche wie Arme tranken aus hölzernen, thönernen oder metallenen Gefäfsen. Jetzt trinkt selbst der Arme sein Master aus einem Glase. And nun erst die roten, blauen, grünen, vielfarbigen, ver- goldeten und versilberten geschliffenen Gläser, Vasen, Teller u. s. w., mit welchen böhmische Glasfabriken uns versorgen — welche Pracht, welche Mannigfaltigkeit! Aber noch immer ist Auarz oder Auarz- fand der Hauptbestandteil des Glases. Dieser wird gewöhnlich mit Soda und Pottasche, gebranntem, an der Lust zerfallenem Kalk und Mennige gemischt. Die gepulverte Masse kommt sodann in große Schmelztiegel und wird in runden, ziemlich verschlossenen Öfen bis zur Meißglühhitze geschmolzen. Durch Beimischung von Thlorsilber entstünde gelbes Glas, von Eisen grünes, von Braun- stein violettes, von Zinnasche oder Knochenmehl weißes, von ge- wissen Kobaltsalzen blaues rc. Zn die dickflüssige, rotglühende Glas- masse wird die sogenannte pfeife, eine Art Blaserohr mit einem eisernen Ende und einem ebensolchen Mundstücke, eingetaucht, gerade wie Kinder die Thonpfeife in Seifenschaum eintauchen, wenn sie Seifenblasen machen wollen. Auf gleiche Meise bläst auch der Glas- .arbeiter in fein Blaserohr, wodurch der an dem Rohre klebende Klumpen glühender Glasmasse zu einer hohlen Glaskugel ausge- dehnt wird. Bald giebt man dieser Kugel mit eisernen Merkzeugen eine bestimmte Gestalt, bald bläst man sie in thönerne oder metallene hohle formen hinein, wobei der Glasarbeiter, wenn das Glas zu erkalten ansängt, die verglühende Masse augenblicklich in dem glühenden Schmelzofen wieder weich machen kann. Auf gleiche Meise wird auch das Fensterglas geblasen. Der Arbeiter giebt der Kugel, indem er sie auf Eisen ringsherum aufdrückt; eine

5. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 207

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 110. Geographie. 207 freundlichen Villen. Auf jener Seite wächst am Abhange des Niederwaldes der edle Wein, welcher „Rüdesheimer Berg" genannt wird. Der Sage nach sind von Karl dem Großen hier Traminer*) Reben angepflanzt worden. Darum singt der Dichter Emanuel Geibel in seiner Rheinsage: Bei Rüdesheim, da funkelt der Mond ins Wasser hinein Und baut eine goldene Brücke wohl über den grünen Rhein. Der Kaiser geht hinüber und schreitet langsam fort Und segnet längs dem Strome die Reben an jedein Ort. Von Rüdesheim wie von Aßmannshansen führen Zahnradbahnen hinauf zum Denkmal. Wer aber eine kleine Anstrengung nicht scheut, dem sind die Fußpfade, insbesondere der von Aßmannshansen aus sehr zu empfehlen. Dieser Weg windet sich zuerst durch Weinpflanznngen, dann durch Bnschwald im Zickzack an dem mächtigen Bergrücken aufwärts. Oben genießt man eine herrliche Aussicht. Man sieht in das Rheinthal hinab, hinüber nach Bingen und das Nahethal weit auswärts. Der Blick schweift hinüber bis zu den Höhen des Donnersberges und des Hunsrücks, die sich im Hintergrund er- heben. Aber noch überraschender und überwältigender als die herrliche Aus- sicht ist der Eindruck, den das Denkmal auf den Beschauer macht. Auf mächtigem Unterban erhebt sich die in Bronze gegossene 10'0 m hohe Gestalt der Germania. In majestätischer Ruhe steht sie da, den Blick nach Westen gerichtet. Das wehende Haar umwallt Schultern und Rücken. Ein Eichenkranz windet sich um das wunderschöne Haupst und ein Lorbeerkranz rankt sich um die Krone, welche sie in der hocherhabenen Rechten dem Sieger darbietet, der sie gewonnen. Lorbeer umrankt auch das mächtige Schwert, das sie in der Linken hält. Die Gewandung ist reich und edel gehalten; die Brust umspannt ein prächtiger Gürtel. Mit dem rechten Fuß etwas zurück- tretend steht das hohe, königliche Weib hoch aufgerichtet vor dem Thron- fessel, dessen Lehne zwei Greife zieren. Es ist eine Germania, wie sie so groß und schön bisher von keiner Künstlerhand geschaffen wurde. Die Mitte des unteren Sockels wird durch die Gruppe „Rhein und Mosel" geschmückt. Der Vater Rhein überreicht sein Rnferhorn der jungfräulichen Mosel, ihr die Grenzwacht übergebend. Darüber erheben sich an den Ecken zwei herr- liche Figuren, Krieg und Frieden darstellend. Der Krieg mit den Adlers- flügeln, den züngelnden Flammen unter dem Helm, der schmetternden Kriegs- drommete und dem blitzenden Auge, das Schwert gezückt: das ist das Volk, wenn es aufsteht, sein Heiligtum zu wahren. Wer sich aber auf den Krieg rüstet, bewahrt den Frieden. Darum erblickt man gegenüber den Frieden mit den Schwanenflügeln, das milde Auge gesenkt, den Ölzweig in der *) Tramin alter Ort in Südtirol mit berühmtem Weinbau.

6. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 276

1897 - Stuttgart : Bonz
276 Geschichte. No. 139. 140. Auf nach Paris, ins stolze Babylon, Kein palt, bis seine trotz'gen Mauern fallen, Dann soll noch lauter, soll im Donnerton „Viktoria!" durch deutsche Lande hallen I Gerok. 140. vor Kaisertag in Versailles, 18. Januar 1871. "Während in raschem Fortschritte ganz Frankreich von den deut- schen Heeren überwältigt und niedergeworfen wurde, brach in V er- sailles, dicht vor den Thoren des belagerten Paris, ein Tag an, der Frieden und die höchste Freude für ganz Deutschland, ja für die Welt bedeutete. Dem Werke, das die vereinte Kraft Deutschlands geschaffen, sollte nun durch die friedliche und feierliche Erneuerung des deutschen Kaisertums das Siegel aufgedrückt werden. Schon im Dezember 1870 hatten die deutschen Fürsten und Völker, ihnen voran der hochherzige, jugendliche Bayernkönig Ludwig, dem greisen Könige Wilhelm die deutsche Kaiserkrone angeboten. In dem Schlosse jenes gottlosen Fürsten, Ludwigs Xiv, dessen ganzes Sinnen und Trachten auf Deutschlands Zersplitterung und Er- niedrigung gerichtet gewesen war, wurde am 18. Januar 1871 König Wilhelm von Preussen zum deutschen Kaiser ausgerufen. Es war der- selbe Tag, an dem 170 Jahre früher sein Ahnherr, Kurfürst Friedrich Iii von Brandenburg, sich zum Könige von Preussen gekrönt hatte. Der grosse Festsaal des Schlosses zu Versailles, der überaus prächtige Spiegel- saal, war zur Feier ausersehen. Mitten unter all der prahlerischen Eitelkeit der französischen Könige war ein bescheidener Altar errichtet, mit rotem Sammet bedeckt und mit zwei brennenden goldenen Arm- leuchtern geschmückt. Davor stand ein preussischer Geistlicher in seinem schmucklosen schwarzen Ornat. Zu beiden Seiten des Altars standen Soldaten, je einige Mann von allen deutschen Regimentern, die um Paris lagerten. Auch die Fahnen von allen diesen Regimentern waren, jede von einem Unteroffizier gehalten, am Ende des Saales auf einer Er- höhung aufgestellt. Und endlich hatten sich gegen 600 Offiziere von allen Waffengattungen im bunten Schmucke ihrer prächtigen, mannig- faltigen Uniformen in dem Saale versammelt. Um 12 Uhr erschienen der König, der Kronprinz und viele fürst- liche Gäste und nahmen dem Altare gegenüber Platz. Bismarck und Moltke standen in der Nähe des Königs. Ein Sängerchor, der aus Sol- daten bestand, leitete den Gottesdienst ein; er sang „Jauchzet dem Herrn alle Welt“ mit Posaunenbegleitung und die Liturgie. Dann folgte ein kriegerisches „Helme ab zum Gebet!“ und die Predigt des Hof-

7. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 34

1897 - Stuttgart : Bonz
34 Hauswirtschaft. No. 16. nehmen, je lockerer und poröser die Kleiderstoffe sind. Je lockerer ein Gewebe ist, um so mehr Lufträume enthält es, und um so langsamer wird die von der Haut ausgehende Wärme durch dasselbe nach außen fortgeleitet; denn die Luft ist einer der schlechtesten Wärmeleiter. Da- her ist auch eine Kleidung, welche dem Körper eng anliegt, kühler als eine solche, welche durch einen Luftraum von der Haut getrennt ist. Wollene Kleider erhalten die Körperwärme mehr als leinene; daher werden jene vorzugsweise im Winter, diese mehr im Sommer getragen. Gegen die Wärme der Luft geben die Kleider geringen Schuh. Wir können uns gegen die strahlende Wärme und die Erhitzung durch das direkte Sonnenlicht durch dünne und helle Stoffe nur teilweise, aber nicht genügend sichern. In dieser Beziehung ist die Farbe des Kleides, Schleiers, Schirmes u. drgl. von großer Bedeutung. Legt man Tnchlappen im Sonnenschein auf Schnee, so sinken die schwarzen und dunkelblauen am schnellsten, die weißen am langsamsten ein, ein Beweis, daß jene von den Sonnenstrahlen am meisten erwärmt wer- den. Daher ist es zweckmäßig, im Winter dunkle, im Sommer helle Kleider zu tragen. Die Stoffe haben aber noch eine andere Verschiedenheit, welche unsere Abkühlung oder Erwärmung erheblich beeinflußt, nämlich die verschiedene Fähigkeit, Wasser in sich aufzunehmen und abzugeben. Lein- wand saugt die Feuchtigkeit schnell auf und wird verhältnismäßig rasch wieder trocken; daher sind Leinwandhemden auf bloßem Körper beim Schwitzen gleich durchnäßt und fühlen sich kühl an. Dagegen saugt Wolle die Feuchtigkeit langsam auf und giebt sie auch langsam ab; deshalb fühlen wir beim Schwitzen in wollenen oder halbwollenen Hemden bei weitem nicht das Unbehagen wie in leinenen; jene kühlen sich nachher auch nicht so rasch ab wie diese. Daraus folgt, daß Leute, welche einem starken Wechsel von Hitze und Kälte ausgesetzt sind, sowie solche, welche sich leicht erkälten, wohl daran thun, wenn sie auf dem Körper wollene oder halbwollene lockere Stoffe tragen. Der Gesundheit zuträglich sind nur trockene Kleider. Nasse Kleider fühlen sich nicht nur deshalb kälter an, weil das Wasser die Wärme rascher fortleitet als die Luft, sondern weil die Verdunstung der in den Kleidern befindlichen Feuchtigkeit Wärme bindet und Ab- kühlung erzeugt. Wenn wir also ein nasses Gewand an unserem Körper trocknen lassen, so verlieren wir mehr Wärme als sonst, und es ist

8. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 141

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 75. Landwirtschaft und Gewerbe. 141 schon lange solche Rinderschläge, die einen möglichst vielseitigen Nutzen ge- währen. Von diesen waren früher am bekanntesten: der Neckarschlag mit mittlerem Lebendgewicht und guter Milchergiebigkeit; der in dem futterarmen Klima der Alb gezogene kleinere und genügsamere Albschlag; das sog. Wälderviech aus dem Schwarzwald; der am Fuß der Alb, besonders bei Kirchheim u. T. heimische sog. Teckschlag; der im Hohenlohischen, besonders in der Umgegend von Hall gezogene sehr mastfähige und schmackhaftes Fleisch liefernde sog. Hällische Schlag. Diese erwähnten Schläge finden sich nicht mehr rein vor, sondern sind durch Kreuzung verbessert. Besonders wurde das Simmenthaler Vieh, das nachweisbar schon zu Beginn unseres Jahrhunderts ans dem Simmenthal im Berner Oberland nach Württemberg eingeführt wurde, zur Verbesserung der alten Schläge verwendet. Es zeichnet sich durch Schnellwüchsigkeit und außerordentlich rasche Entwicklung in der Jugend aus, liefert bei guter Fütterung ziemlich viele und fettreiche Milch, hat kräftig entwickelte Muskeln, läßt sich leicht fett machen und eignet sich sehr gut zur Arbeit; in ihm sind die drei wichtigsten Nntzungseigenschaften: Milchergiebigkeit, Mastfähigkeit und Zucht- tauglichkeit, so gleichmäßig vereinigt, wie wohl bei keiner anderen Rasse. Ein schön gebautes Simmenthaler Tier hat einen kurzen Kopf, eine breite Stirne, Helle Hörner ohne dunkle Spitzen, die bei den weiblichen Tieren nach aufwärts gebogen sind, einen kräftigen Hals, eine tiefe und breite Brust, einen abge- rundeten Widerrist, tonnenförmig gewölbte Rippen, ein kräftiges, breites und langes Kreuz und nicht zu hohen Schwanzansatz. Die Farbe darf nie dunkel sein; jedes schwarze Abzeichen gilt als Rassefehler. Am beliebtesten sind jetzt die Gelb- und Rotschecken. Das Lebendgewicht kann bei Farren über 1000 leg-, bei Kühen 900 leg- betragen. Im Oberland ist das Grau- oder Braunvieh sehr verbreitet. Die Farbe ist mausgrau oder hell- bis dunkelbraun mit meist heller Um- rahmung des schwarzen Nasenspiegels und mit hellerem Rückenstreisen. Es ist genügsam, entwickelt sich langsamer als das Simmenthaler Vieh und zeichnet sich durch sehr gute Milchergiebigkeit aus. Zu der Braunviehrasse gehört auch das früher so geschätzte, jetzt nur noch selten reinblütig vorkommende Allgäuer Vieh mit hellerer, meist ins Silberweiße und Hellgelbe übergehender Färbung. Es hat geringes Lebendgewicht, ist außerordentlich genügsam und liefert im Verhältnis zum Lebendgewicht viel Milch. In den Oberämtern Gaildorf, Welzheim, Hall, Gmünd und Aalen wird noch das altberühmte Limpurger Vieh (genannt nach der alten Grafschaft Limpurg) gezüchtet, welches eine gelbe bis rote Farbe hat. Es besitzt gute Mastfähigkeit und liefert sehr zartes und wohlschmeckendes Fleisch, weshalb es von Metzgern gerne gekauft wird; weniger zu rühmen ist die Milchergiebigkeit. Bei der Zucht muß der größte Wert darauf gelegt werden, daß nur

9. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 3

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 3. Hauswirtschaft. 3 lichere und befriedigendere öffentliche Zustande herrschen, je geordneter das Familienleben eines Volkes ist. Zur Erreichung dieses Zieles aber brauchen wir vor allem tüchtige Hausfrauen. Dies gilt ebensogut für den Arbeiter- stand als für den Mittelstand und die höheren Stände. „Schafft dem Arbeiter eine tüchtige Hausfrau, das ist für ihn wichtiger als alles andere!" schreibt ein Fabrikant in einer Arbeiterzeitung. In der That ist selbst die ärmste Familie glücklich zu preisen, wenn ihr eine ausgezeichnete Hausfrau vorsteht. Der Mann kann dann am Morgen mit frohem Mute an die Arbeit gehen; er weiß, daß seine Frau mit dem sauer verdienten Lohne ängstlich gewissenhaft haushält und in seiner Abwesenheit das Hauswesen gut besorgt; er weiß, daß er am Mittag und Abend, wenn auch einfache, so doch wohl zubereitete, kräftige Nahrung zur rechten Zeit aus reinlichen Gefässen in trauter Gemeinschaft mit den Seinigen verzehren kann. Er weiß, daß er in seiner freien Zeit ein be- hagliches Heim findet, in dem er sich gemütlich erholen kann, ohne den Dunst der Kneipe aufsuchen zu müssen. Rastloser Fleiß, Zufriedenheit, Anspruchs- losigkeit, tiefe, aufrichtige Gottesfurcht und ein schöner häuslicher Friede walten in einer solchen Familie; ein festes Band gegenseitiger Achtung und Liebe nmschlingt alle. Daß solche glückliche Zustände auch in bescheidenen Ver- hältnissen möglich sind, beweisen zahlreiche Familien in Stadt und Land, in welchen bei geringem Einkommen doch geordnete Vermögensverhältnisse, ein Geist der Ordnung, Pflichttreue und gute Sitte gefunden werden, welche der betreffenden Hausfrau das größte Lob spenden. Wo dagegen eine Hausfrau vom Haushalten, Einteilen und Sparen nichts versteht, sondern planlos in den Tag hinein wirtschaftet, da gerät die Familie in Rückgang und Schulden, -auch wenn der Mann noch soviel verdient und noch so fleißig und sparsam ist, und der Gerichtsvollzieher macht hier gute Bekanntschaft. Kann die Frau nicht kochen, so wird die Familie schlecht ernährt. Die Arbeitskraft und Arbeits- -freudigkeit erlahmt; die Kinder sehen elend und bleich ans; sie verkümmern leiblich und geistig. Der Mann aber sucht im Wirtshaus Ersatz für das, was er zu Hause nicht findet, und trägt dadurch ebenfalls zur Verarmung bei. Ist die Frau nicht geschickt im Nähen, Flicken, Stricken und Stopfen, so werden die Kleider vernachlässigt, bald zu den Lumpen geworfen und durch kostspielige neue ersetzt. Solche Tugenden und Fertigkeiten können nur bei einer trefflichen Mutter oder einer tüchtigen Hausfrau erworben werden. Es ist daher heiligste Pflicht für jedes Mädchen, schon von frühe auf sich eifrig und gewissenhaft für das Hauswesen, diesen natürlichsten, schönsten, aber auch schwierigsten Beruf der Frauenwelt tüchtig vorzubereiten. Außer den praktischen Fertigkeiten muß -aber jede Hausfrau noch eine Reihe gediegener Kenntnisse über das Haus- wesen besitzen, welche sie sich durch Benützung der ihr dargebotenen Unterrichts- Gelegenheit erwerben kann. Nach A. Mang.

10. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 35

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 16. 17. Hauswirtschaft. 35 erklärlich, daß wir uns unter solchen Umständen leicht erkälten. Aus dem gleichen Grunde ist es nicht zu verwundern, daß nasse Strümpfe an den Füßen eine häufige Ursache von Erkrankungen sind. So notwendig es für den guten Zustand unserer Wohnungen ist, daß die Poren der Wände mit reiner Luft und nicht mit unreinen Stoffen angefüllt sind, so müssen auch die Poren unserer Kleider rein und luftig bleiben. Es ergiebt sich daraus, wie wichtig das Rein- halten der Kleider, das Klopfen, Ausstäuben, Lüften und Waschen derselben für die Gesundheit ist. Alle unmittelbar den Körper um- gebenden Kleidungsstücke müssen waschbar sein und möglichst oft gereinigt werden. Kleider, Wäsche und Betten von Kranken dürfen niemals weiter verwendet werden, ehe sie sorgfältig gereinigt und von schädlichen Stoffen befreit (desinfiziert) sind; denn bei ansteckenden Krankheiten vermitteln sie sehr häufig die Weiterverbreitung derselben. Nach Dr. Jakobi. 17. Schonung und Aufbewahrung der Kleider und Schuhe. .^leider und Schuhe kosten bekanntlich viel Geld. Vernünftige Menschen werden darauf Bedacht nehmen, dieselben möglichst lange brauchbar zu er- halten. Beim Einkauf der Kleidungsstücke wird man selbstverständlich nur solche wählen, welche ans guten Stoffen angefertigt wurden. Man verwende z. B. zu Kleidungsstücken, welche einer öfteren Reinigung durch Waschen be- dürfen, nur solche Stoffe, welche waschecht sind. Außerdem nehme man aber auch darauf Rücksicht, daß das Gekaufte bezüglich seiner einzelnen Eigen- schaften (Form, Farbe, Stoff u. drgl.) nicht zu sehr der Mode unterworfen ist. Bedeutende Ersparnisse lassen sich auch dadurch erzielen, daß man die einzelnen Kleidungsstücke beim Gebrauch möglichst schont. Die größte Auf- merksamkeit ist aus Ersparnisrücksichten auch dem Aufbewahren dieser Ge- brauchsgegenstände zuzuwenden. Vor allen Dingen mache man sich zur Auf- gabe, seine Kleider vor Staub, Feuchtigkeit, vor zu grellem Sonnenlicht und vor Motten zu bewahren. Der Kleiderschrank muß in einem trockenen Raum des Hauses sich befinden, gut verschließbar sein und darf keine Risse oder Löcher (besonders Astlöcher) haben. Der Staub übt nicht nur einen nach- teiligen Einfluß auf die Farbe des Stoffs, sondern auch auf den Stoff selbst aus. Die Feuchtigkeit erzeugt die gefürchteten Stockflecken, und das Sonnen- licht schädigt die Farbe des Stoffs. Allbekannt ist der Schaden des Motten- fraßes. Am besten schützt man seine Kleider gegen Motten durch Wegfangen der im Zimmer umherfliegenden Nachtschmetterlinge und durch häufiges Aus- klopfen aller gepolsterten Gegenstände, des sämtlichen Pelzwerks und aller
   bis 10 von 10
10 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 10 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 1
4 0
5 0
6 0
7 3
8 0
9 0
10 1
11 0
12 0
13 0
14 0
15 1
16 6
17 0
18 1
19 4
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 1
31 0
32 0
33 1
34 0
35 0
36 0
37 3
38 0
39 1
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 1
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 4
1 31
2 0
3 10
4 45
5 4
6 44
7 0
8 11
9 19
10 0
11 37
12 28
13 9
14 0
15 3
16 60
17 99
18 0
19 13
20 2
21 36
22 0
23 13
24 37
25 4
26 4
27 3
28 13
29 6
30 0
31 0
32 11
33 0
34 1
35 4
36 47
37 0
38 33
39 38
40 38
41 16
42 90
43 5
44 6
45 55
46 11
47 0
48 7
49 2
50 3
51 9
52 6
53 0
54 32
55 0
56 0
57 0
58 0
59 8
60 22
61 18
62 0
63 0
64 9
65 5
66 4
67 1
68 22
69 16
70 17
71 25
72 63
73 18
74 0
75 10
76 11
77 59
78 0
79 29
80 2
81 5
82 5
83 0
84 14
85 0
86 2
87 25
88 0
89 0
90 7
91 34
92 153
93 3
94 54
95 14
96 3
97 0
98 9
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 0
6 1
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 1
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 1
25 1
26 0
27 0
28 1
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 1
37 0
38 0
39 0
40 0
41 0
42 1
43 2
44 0
45 0
46 2
47 0
48 0
49 0
50 0
51 2
52 1
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 1
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 1
71 0
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 2
82 0
83 0
84 1
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 0
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0
100 0
101 0
102 1
103 0
104 0
105 0
106 0
107 2
108 0
109 0
110 0
111 0
112 0
113 0
114 1
115 0
116 0
117 0
118 0
119 0
120 0
121 0
122 0
123 6
124 4
125 0
126 0
127 0
128 0
129 0
130 0
131 3
132 0
133 0
134 0
135 0
136 0
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 1
143 0
144 0
145 0
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 1
152 4
153 0
154 0
155 0
156 0
157 0
158 0
159 0
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 2
167 0
168 1
169 1
170 0
171 0
172 0
173 0
174 0
175 0
176 0
177 0
178 0
179 0
180 0
181 0
182 0
183 4
184 0
185 0
186 0
187 0
188 0
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 0
195 0
196 0
197 0
198 0
199 0