Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 36. 37.
Gesundheitspflege.
63
sich die Lungen gehörig ausbreiten und thätig sein können, unterstützt wird.
Eine solche Brust ist durch die ganze körperliche Erziehung von früher Jugend
auf, insbesondere durch zweckmäßige Turnübungen anzustreben. Sodann ist be-
sonders auf tiefes Atmen zu halten, damit die Luft in vollen Zügen den
Lungen zugeführt wird. Beim gewöhnlichen ruhigen Atmen dringt die Luft
nicht in alle Teile der Lunge. Beim Tiefatmen dagegen gelangt die Luft
auch in die äußersten Teile der Lungen, besonders in die obersten, in die so-
genannten Lungenspitzen, die bis unter die Schultern reichen; überdies wird
beim kräftigen Ein- und Ausatmen auch die Herzthätigkeit vorteilhaft beeinflußt.
Beim Tiefatmen hebe man die Schultern und ziehe die Luft bei ge-
schlossenem Munde langsam ein, halte dann etwas an, und atme ebenso lang-
sam wieder ans. Dieses Tiefatmen sollte besonders von allen denjenigen,
welche eine „sitzende" Lebensweise zu führen genötigt sind, geübt und gepflegt,
und wenn möglich unter dem offenen Fenster, und noch besser bei Sonnen-
schein ausgeführt werden; auch während der Arbeit recke und strecke man sich
bisweilen und thue einen kräftigen Atemzug. Besonders zu empfehlen ist das
Tiefatmen im Freien, auf Spaziergängen, im Walde und auf den Höhen.
Um aber kräftig atmen zu können, darf der Oberkörper nicht in beengende,
presfende Kleidung eingezwängt fein. Besonders verderblich in dieser Hinsicht
ist das enge, steife Korsett der Frauen. Dieses hemmt die Thätigkeit der
Lungen, hindert das Zwerchfell in der freien Bewegung, stört die Verdauung
und den Blutumlauf und schädigt überdies noch wichtige Unterleibsorgane.
Es würde nicht so viele Bleichsüchtige geben, wenn der Schnürleib nicht wäre.
In gleicher Weise sind drückende Gürtel und Leibriemen, enge, hohe Hals-
und Stehkragen, zu fest gebundene Röcke gesundheitsschädlich. Auch vorge-
beugte Haltung des Oberkörpers beim Sitzen, bei der Arbeit, beim Lesen
und Schreiben, beim Gehen ist einem ausgiebigen Atmen hinderlich. Also
immer möglichst aufrecht! §h. H. Kaberer.
37. Die Hautpflege.
Von großer Bedeutung für die Erhaltung und Beförderung unserer
Gesundheit ist eine geordnete, richtige Hautpflege. Die meisten Krankheiten
können dadurch verhindert werden, und es gilt in dieser Beziehung ganz be-
sonders das bekannte Wort: „Es ist leichter, Krankheiten zu verhüten, als
solche zu heilen." Die Haut ist nämlich ein gar merkwürdiges, kunstvolles
Gebilde. Sie hat insbesondere eine große Menge feiner Löchlein oder Poren,
welche bei einem erwachsenen Menschen etwa 2^2 Millionen betragen.
Durch dieselben werden fortwährend verschiedene, dem Körper schädliche
Stoffe, gleichsam die Schlacken desselben, ausgeschieden, teils in feinen Tröpf-
chen als Schweiß teils unsichtbar dnnstförmig. Entstandene Krankheiten müssen
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
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Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
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66
Volkswirtschaft.
No. 37. 38.
Zustände hervorruft. Ein vorzügliches Mittel hiezu sind eben kalte Bäder
und Abwaschungen. Zum Zweck der Abhärtung darf die Kleidung in
der rauheren Jahreszeit nicht zu warm sein; denn die Haut wird dadurch
verweichlicht; sie darf auch nicht zu eng und zu dicht sein, weil sonst die
Haut in ihrer Thätigkeit gehemmt ist. Insbesondere muß die Unter-
kleidung leicht und jedenfalls recht durchlässig und daher weitporig sein,
ob sie nun wollen oder baumwollen oder leinen ist, damit die Ausdünstung
der Haut ungehindert hinaus, dagegen die äußere Luft zu derselben eindringen
kaun. Wasserdichte Regenmäntel, Gummiüberschuhe, ebenso enge Schuhe und
Stiefel sind zu vermeiden, zumal letztere auch die Blutzirkulation hemmen.
Weites Schuhwerk, überhaupt weite Kleidung, ist überdies im Winter auch
wärmer. In der rauhen Jahreszeit hülle man den Kopf nicht in Pelzmützen,
wollene Kaputzeu u. drgl., sondern sorge für eine leichte Kopfbedeckung, halte
dagegen die Füße desto wärmer; so weit es angeht, läßt man am bestenden
Kopf ganz frei, ebenso auch den Hals. Leichte, luftige Kopfbedeckung
befördert den Haarwuchs und verhindert das Ausfallen der Haare. Damit
die Hautthätigkeit auch in der Nacht während des Schlafes nicht gestört wird,
meide man die schweren Federdeckeu. Von ausgezeichneter Wirkung auf
die Haut und damit auf den ganzen Körper ist der Einfluß des Sonnen-
lichtes. Mau sollte daher weniger sonnenscheu sein; gilt auch eine ge-
bräunte Haut für weniger vornehm, so zeugt sie in der Regel von mehr Ab-
härtung und besserer Gesundheit. §h. Oberer.
C. Volkswirtschaft.
38. Wanderung ins Leben.
26enn du aus der Schule entlassen bist und aus dem elterlichen
Hause die erste Wanderung in die Welt antrittst, so machst du's wie
der Bogel, der aus dem Käfig entwischt ist. Er schüttelt sich und
rüttelt sich, als wolle er den Staub von den Federn wegwischen. Dann
stimmt er sein Liedlein an, und nun geht's fort ins Freie. Auf seinem
luftigen Fluge kann er ebenso leicht in die Klauen eines Habichts ge-
raten als zu seinesgleichen. — So kann dir's jetzt auch gehen. Der
Habichte giebt es viele, die wie Tauben aussehen. Darum beherzige,
wenn du in neue Lebensverhültnisse trittst, den Spruch:
Geh ohne Stab nicht durch den Schnee und ohne Steuer nicht zur See;
Geh ohn' Gebet und Gottes Wort niemals aus deinem Hause fort!
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
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No. 86. 87.
Landwirtschaft und Gewerbe.
167
für alle Werkzeuge des gewöhnlichen Lebens. Der geringe Grad seiner Abnützungs-
fähigkeit macht es überall da unentbehrlich, wo Reibungen und Bewegungen die
Brauchbarkeit eines Gegenstandes bedingen. Es ist das Material für Schlosser
und Schmiede und die tausend und abertausend Nutzgegenstände, welche aus deren
Werkstätten kommen. Seine Festigkeit und Dichtigkeit empfiehlt es zu Verbinduugs-
und Schutzmitteln in den verschiedenen Gitter- und Kettenwerken und dem ganzen
Reichtum der Rüstungen, Waffen und Geschütze; sein hoher Schmelzgrad läßt es
für Gegenstände passend erscheinen, die viel mit dem Feuer in Berührung kommen,
und seine Elastizität endlich feiert in den bekannten Uhrfedern andern Metallen
gegenüber unerreichbare Triumphe. Es hat also das Eisen ein sehr großes, aber
dennoch fest und bestimmt abgegrenztes Verwendungsgebiet. Es kann als Schmuck
nie mit Gold und Silber konkurrieren. Das Schniiedeisen erscheint in allen
denjenigen Gegenständen, deren Form für den Gebrauch gleichgültig ist, in einer
seiner Verarbeitung genau entsprechenden Gestalt. Wenn eiserne Stäbe auf dem
Amboß mit dem Hammer bearbeitet werden, so biegen sich die zu beiden Seiten
des Hammerschlags befindlichen Teile einwärts, und es entstehen so aus dem
geraden Eisenstabe spiralförmige Krümmungen, welche die Grundform fast sämt-
licher älteren Gitterwerke bilden. Mit außerordentlichem Geschick und Verständnis
hat man diese Grnndgestalt erweitert und künstlerisch umgebildet und große Ver-
schlingungen geschaffen, die mit ihren feingegliederten Rosen und Bouquets den
Stolz der alten Eisenschmiede bildeten. Im fertigen Zustande wurden dann einige
der Teile, besonders die oberen Ausläufer, einzelne in die Spiralen gebundene
Blüten und Blätter vergoldet, dem Ganzen aber der Charakter und die Farbe
des Eisens gewahrt und so jener unangenehme Eindruck vermieden, den unsere
niodernen eisernen Gartenmöbel mit Holzfarbanstrich verursachen.
Die künstlerische Ausgestaltung des Gußeisens muß naturgemäß immer
mit der Sprödigkeit dieses Stoffes rechnen. Leichte Vergoldung in einzelnen
Linien und Streifen auf deni dunkeln Grund trägt wesentlich zu einem schönen
Auspntz seiner Formen bei. Nach I. Stockbauer.
87. Etwas über Gerberei.
3!8ollte man die Häute, wie sie von den Tieren abgezogen werden, zu
Schuhen, Taschen u. s. w. benützen, so würden sie in der Feuchtigkeit auf-
weichen und in Fäulnis übergehen. Ilm dies zu verhindern, werden die Häute
gegerbt, d. h. mit einem Stoffe verbunden, welcher sie gegen die Einwirkung
des Waffers schützt. Man hat dazu verschiedene Mittel, welche auf mehr oder
minder vollkommene Weise diesen Zweck erfüllen, nämlich gemahlene Eichen-
oder Fichtenrinde (Lohe genannt), Alaun mit Kochsalz, Fett und endlich Kreide.
Hiernach giebt es drei Arten zu gerben: Lohgerberei, wenn mit Lohe, Weiß-
gerberei, wenn mit Alaun und Kochsalz gegerbt wird, Sämischgerberei, wenn
die Haut mit Fett eingerieben wird. Die Haare entfernt man dadurch, daß
man die Felle so lange in einen dünnen Brei aus gelöschtem Kalk und Wasser
legt, bis die Haare so lose geworden sind, daß sie sich leicht ausziehen lassen.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
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174
Landwirtschaft und Gewerbe.
No. 90. 9t.
stammten. Seit 1869 sehen wir aber deutsche Chemiker planmäßig auf wissen-
schaftlicher Grundlage vorwärtsschreiten. Sie machten aus diese Weise Deutsch-
land zum ersten Land der Teerfarbenindustrie. Ihnen gelang die künstliche Dar-
stellung des Indigos und des Alizarins. Durch das künstliche Alizarin wurde
der Krappbau fast gänzlich Verdrängt. Nach Angaben von Or. Kalkhoff.
91. Das Glas.
!)ie Kunst der Glasbereitung ist schon lange erfunden; aber
im ganzen Altertuine blieb das Glas kostbar, dem Gold im preise
ziemlich gleich; an Glasfenster dachte niemand. Die Stelle der Glas-
spiegel vertrat poliertes Metall, und Reiche wie Arme tranken aus
hölzernen, thönernen oder metallenen Gefäfsen. Jetzt trinkt selbst
der Arme sein Master aus einem Glase.
And nun erst die roten, blauen, grünen, vielfarbigen, ver-
goldeten und versilberten geschliffenen Gläser, Vasen, Teller u. s. w.,
mit welchen böhmische Glasfabriken uns versorgen — welche Pracht,
welche Mannigfaltigkeit! Aber noch immer ist Auarz oder Auarz-
fand der Hauptbestandteil des Glases. Dieser wird gewöhnlich
mit Soda und Pottasche, gebranntem, an der Lust zerfallenem Kalk
und Mennige gemischt. Die gepulverte Masse kommt sodann in
große Schmelztiegel und wird in runden, ziemlich verschlossenen
Öfen bis zur Meißglühhitze geschmolzen. Durch Beimischung von
Thlorsilber entstünde gelbes Glas, von Eisen grünes, von Braun-
stein violettes, von Zinnasche oder Knochenmehl weißes, von ge-
wissen Kobaltsalzen blaues rc. Zn die dickflüssige, rotglühende Glas-
masse wird die sogenannte pfeife, eine Art Blaserohr mit einem
eisernen Ende und einem ebensolchen Mundstücke, eingetaucht, gerade
wie Kinder die Thonpfeife in Seifenschaum eintauchen, wenn sie
Seifenblasen machen wollen. Auf gleiche Meise bläst auch der Glas-
.arbeiter in fein Blaserohr, wodurch der an dem Rohre klebende
Klumpen glühender Glasmasse zu einer hohlen Glaskugel ausge-
dehnt wird. Bald giebt man dieser Kugel mit eisernen Merkzeugen
eine bestimmte Gestalt, bald bläst man sie in thönerne oder metallene
hohle formen hinein, wobei der Glasarbeiter, wenn das Glas
zu erkalten ansängt, die verglühende Masse augenblicklich in dem
glühenden Schmelzofen wieder weich machen kann. Auf gleiche
Meise wird auch das Fensterglas geblasen. Der Arbeiter giebt
der Kugel, indem er sie auf Eisen ringsherum aufdrückt; eine
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No. 110.
Geographie.
207
freundlichen Villen. Auf jener Seite wächst am Abhange des Niederwaldes
der edle Wein, welcher „Rüdesheimer Berg" genannt wird. Der Sage nach
sind von Karl dem Großen hier Traminer*) Reben angepflanzt worden.
Darum singt der Dichter Emanuel Geibel in seiner Rheinsage:
Bei Rüdesheim, da funkelt der Mond ins Wasser hinein
Und baut eine goldene Brücke wohl über den grünen Rhein.
Der Kaiser geht hinüber und schreitet langsam fort
Und segnet längs dem Strome die Reben an jedein Ort.
Von Rüdesheim wie von Aßmannshansen führen Zahnradbahnen hinauf
zum Denkmal. Wer aber eine kleine Anstrengung nicht scheut, dem sind die
Fußpfade, insbesondere der von Aßmannshansen aus sehr zu empfehlen. Dieser
Weg windet sich zuerst durch Weinpflanznngen, dann durch Bnschwald im
Zickzack an dem mächtigen Bergrücken aufwärts. Oben genießt man eine
herrliche Aussicht. Man sieht in das Rheinthal hinab, hinüber nach Bingen
und das Nahethal weit auswärts. Der Blick schweift hinüber bis zu den
Höhen des Donnersberges und des Hunsrücks, die sich im Hintergrund er-
heben. Aber noch überraschender und überwältigender als die herrliche Aus-
sicht ist der Eindruck, den das Denkmal auf den Beschauer macht.
Auf mächtigem Unterban erhebt sich die in Bronze gegossene 10'0 m
hohe Gestalt der Germania. In majestätischer Ruhe steht sie da, den Blick
nach Westen gerichtet. Das wehende Haar umwallt Schultern und Rücken.
Ein Eichenkranz windet sich um das wunderschöne Haupst und ein Lorbeerkranz
rankt sich um die Krone, welche sie in der hocherhabenen Rechten dem Sieger
darbietet, der sie gewonnen. Lorbeer umrankt auch das mächtige Schwert,
das sie in der Linken hält. Die Gewandung ist reich und edel gehalten; die
Brust umspannt ein prächtiger Gürtel. Mit dem rechten Fuß etwas zurück-
tretend steht das hohe, königliche Weib hoch aufgerichtet vor dem Thron-
fessel, dessen Lehne zwei Greife zieren. Es ist eine Germania, wie sie so groß
und schön bisher von keiner Künstlerhand geschaffen wurde. Die Mitte des
unteren Sockels wird durch die Gruppe „Rhein und Mosel" geschmückt.
Der Vater Rhein überreicht sein Rnferhorn der jungfräulichen Mosel, ihr
die Grenzwacht übergebend. Darüber erheben sich an den Ecken zwei herr-
liche Figuren, Krieg und Frieden darstellend. Der Krieg mit den Adlers-
flügeln, den züngelnden Flammen unter dem Helm, der schmetternden Kriegs-
drommete und dem blitzenden Auge, das Schwert gezückt: das ist das Volk,
wenn es aufsteht, sein Heiligtum zu wahren. Wer sich aber auf den Krieg
rüstet, bewahrt den Frieden. Darum erblickt man gegenüber den Frieden
mit den Schwanenflügeln, das milde Auge gesenkt, den Ölzweig in der
*) Tramin alter Ort in Südtirol mit berühmtem Weinbau.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Karl_dem_Großen Karl Emanuel_Geibel
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276
Geschichte.
No. 139. 140.
Auf nach Paris, ins stolze Babylon,
Kein palt, bis seine trotz'gen Mauern fallen,
Dann soll noch lauter, soll im Donnerton
„Viktoria!" durch deutsche Lande hallen I
Gerok.
140. vor Kaisertag in Versailles, 18. Januar 1871.
"Während in raschem Fortschritte ganz Frankreich von den deut-
schen Heeren überwältigt und niedergeworfen wurde, brach in V er-
sailles, dicht vor den Thoren des belagerten Paris, ein Tag an, der
Frieden und die höchste Freude für ganz Deutschland, ja für die Welt
bedeutete. Dem Werke, das die vereinte Kraft Deutschlands geschaffen,
sollte nun durch die friedliche und feierliche Erneuerung des deutschen
Kaisertums das Siegel aufgedrückt werden. Schon im Dezember 1870
hatten die deutschen Fürsten und Völker, ihnen voran der hochherzige,
jugendliche Bayernkönig Ludwig, dem greisen Könige Wilhelm die
deutsche Kaiserkrone angeboten.
In dem Schlosse jenes gottlosen Fürsten, Ludwigs Xiv, dessen
ganzes Sinnen und Trachten auf Deutschlands Zersplitterung und Er-
niedrigung gerichtet gewesen war, wurde am 18. Januar 1871 König
Wilhelm von Preussen zum deutschen Kaiser ausgerufen. Es war der-
selbe Tag, an dem 170 Jahre früher sein Ahnherr, Kurfürst Friedrich Iii
von Brandenburg, sich zum Könige von Preussen gekrönt hatte. Der
grosse Festsaal des Schlosses zu Versailles, der überaus prächtige Spiegel-
saal, war zur Feier ausersehen. Mitten unter all der prahlerischen
Eitelkeit der französischen Könige war ein bescheidener Altar errichtet,
mit rotem Sammet bedeckt und mit zwei brennenden goldenen Arm-
leuchtern geschmückt. Davor stand ein preussischer Geistlicher in seinem
schmucklosen schwarzen Ornat. Zu beiden Seiten des Altars standen
Soldaten, je einige Mann von allen deutschen Regimentern, die um Paris
lagerten. Auch die Fahnen von allen diesen Regimentern waren, jede
von einem Unteroffizier gehalten, am Ende des Saales auf einer Er-
höhung aufgestellt. Und endlich hatten sich gegen 600 Offiziere von
allen Waffengattungen im bunten Schmucke ihrer prächtigen, mannig-
faltigen Uniformen in dem Saale versammelt.
Um 12 Uhr erschienen der König, der Kronprinz und viele fürst-
liche Gäste und nahmen dem Altare gegenüber Platz. Bismarck und
Moltke standen in der Nähe des Königs. Ein Sängerchor, der aus Sol-
daten bestand, leitete den Gottesdienst ein; er sang „Jauchzet dem
Herrn alle Welt“ mit Posaunenbegleitung und die Liturgie. Dann folgte
ein kriegerisches „Helme ab zum Gebet!“ und die Predigt des Hof-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Gerok Ludwig Ludwig Wilhelm Wilhelm Ludwigs_Xiv Ludwigs Wilhelm Friedrich_Iii
von_Brandenburg Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Paris Versailles Frankreich Paris Deutschland Deutschlands Deutschlands Preussen Preussen Versailles Paris
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34
Hauswirtschaft.
No. 16.
nehmen, je lockerer und poröser die Kleiderstoffe sind. Je lockerer ein
Gewebe ist, um so mehr Lufträume enthält es, und um so langsamer
wird die von der Haut ausgehende Wärme durch dasselbe nach außen
fortgeleitet; denn die Luft ist einer der schlechtesten Wärmeleiter. Da-
her ist auch eine Kleidung, welche dem Körper eng anliegt, kühler als
eine solche, welche durch einen Luftraum von der Haut getrennt ist.
Wollene Kleider erhalten die Körperwärme mehr als leinene; daher
werden jene vorzugsweise im Winter, diese mehr im Sommer getragen.
Gegen die Wärme der Luft geben die Kleider geringen Schuh.
Wir können uns gegen die strahlende Wärme und die Erhitzung durch
das direkte Sonnenlicht durch dünne und helle Stoffe nur teilweise,
aber nicht genügend sichern. In dieser Beziehung ist die Farbe des
Kleides, Schleiers, Schirmes u. drgl. von großer Bedeutung. Legt
man Tnchlappen im Sonnenschein auf Schnee, so sinken die schwarzen
und dunkelblauen am schnellsten, die weißen am langsamsten ein, ein
Beweis, daß jene von den Sonnenstrahlen am meisten erwärmt wer-
den. Daher ist es zweckmäßig, im Winter dunkle, im Sommer helle
Kleider zu tragen.
Die Stoffe haben aber noch eine andere Verschiedenheit, welche
unsere Abkühlung oder Erwärmung erheblich beeinflußt, nämlich die
verschiedene Fähigkeit, Wasser in sich aufzunehmen und abzugeben. Lein-
wand saugt die Feuchtigkeit schnell auf und wird verhältnismäßig rasch
wieder trocken; daher sind Leinwandhemden auf bloßem Körper beim
Schwitzen gleich durchnäßt und fühlen sich kühl an. Dagegen saugt
Wolle die Feuchtigkeit langsam auf und giebt sie auch langsam ab;
deshalb fühlen wir beim Schwitzen in wollenen oder halbwollenen
Hemden bei weitem nicht das Unbehagen wie in leinenen; jene kühlen
sich nachher auch nicht so rasch ab wie diese. Daraus folgt, daß Leute,
welche einem starken Wechsel von Hitze und Kälte ausgesetzt sind, sowie
solche, welche sich leicht erkälten, wohl daran thun, wenn sie auf dem
Körper wollene oder halbwollene lockere Stoffe tragen.
Der Gesundheit zuträglich sind nur trockene Kleider. Nasse
Kleider fühlen sich nicht nur deshalb kälter an, weil das Wasser die
Wärme rascher fortleitet als die Luft, sondern weil die Verdunstung
der in den Kleidern befindlichen Feuchtigkeit Wärme bindet und Ab-
kühlung erzeugt. Wenn wir also ein nasses Gewand an unserem Körper
trocknen lassen, so verlieren wir mehr Wärme als sonst, und es ist
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
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No. 75.
Landwirtschaft und Gewerbe.
141
schon lange solche Rinderschläge, die einen möglichst vielseitigen Nutzen ge-
währen. Von diesen waren früher am bekanntesten: der Neckarschlag mit
mittlerem Lebendgewicht und guter Milchergiebigkeit; der in dem futterarmen
Klima der Alb gezogene kleinere und genügsamere Albschlag; das sog.
Wälderviech aus dem Schwarzwald; der am Fuß der Alb, besonders bei
Kirchheim u. T. heimische sog. Teckschlag; der im Hohenlohischen, besonders
in der Umgegend von Hall gezogene sehr mastfähige und schmackhaftes Fleisch
liefernde sog. Hällische Schlag.
Diese erwähnten Schläge finden sich nicht mehr rein vor, sondern sind
durch Kreuzung verbessert. Besonders wurde das Simmenthaler Vieh,
das nachweisbar schon zu Beginn unseres Jahrhunderts ans dem Simmenthal
im Berner Oberland nach Württemberg eingeführt wurde, zur Verbesserung
der alten Schläge verwendet. Es zeichnet sich durch Schnellwüchsigkeit und
außerordentlich rasche Entwicklung in der Jugend aus, liefert bei guter Fütterung
ziemlich viele und fettreiche Milch, hat kräftig entwickelte Muskeln, läßt sich
leicht fett machen und eignet sich sehr gut zur Arbeit; in ihm sind die drei
wichtigsten Nntzungseigenschaften: Milchergiebigkeit, Mastfähigkeit und Zucht-
tauglichkeit, so gleichmäßig vereinigt, wie wohl bei keiner anderen Rasse. Ein
schön gebautes Simmenthaler Tier hat einen kurzen Kopf, eine breite Stirne,
Helle Hörner ohne dunkle Spitzen, die bei den weiblichen Tieren nach aufwärts
gebogen sind, einen kräftigen Hals, eine tiefe und breite Brust, einen abge-
rundeten Widerrist, tonnenförmig gewölbte Rippen, ein kräftiges, breites und
langes Kreuz und nicht zu hohen Schwanzansatz. Die Farbe darf nie dunkel
sein; jedes schwarze Abzeichen gilt als Rassefehler. Am beliebtesten sind jetzt
die Gelb- und Rotschecken. Das Lebendgewicht kann bei Farren über 1000 leg-,
bei Kühen 900 leg- betragen.
Im Oberland ist das Grau- oder Braunvieh sehr verbreitet.
Die Farbe ist mausgrau oder hell- bis dunkelbraun mit meist heller Um-
rahmung des schwarzen Nasenspiegels und mit hellerem Rückenstreisen. Es
ist genügsam, entwickelt sich langsamer als das Simmenthaler Vieh und zeichnet
sich durch sehr gute Milchergiebigkeit aus. Zu der Braunviehrasse gehört
auch das früher so geschätzte, jetzt nur noch selten reinblütig vorkommende
Allgäuer Vieh mit hellerer, meist ins Silberweiße und Hellgelbe übergehender
Färbung. Es hat geringes Lebendgewicht, ist außerordentlich genügsam und
liefert im Verhältnis zum Lebendgewicht viel Milch. In den Oberämtern
Gaildorf, Welzheim, Hall, Gmünd und Aalen wird noch das altberühmte
Limpurger Vieh (genannt nach der alten Grafschaft Limpurg) gezüchtet,
welches eine gelbe bis rote Farbe hat. Es besitzt gute Mastfähigkeit und
liefert sehr zartes und wohlschmeckendes Fleisch, weshalb es von Metzgern
gerne gekauft wird; weniger zu rühmen ist die Milchergiebigkeit.
Bei der Zucht muß der größte Wert darauf gelegt werden, daß nur
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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No. 3.
Hauswirtschaft.
3
lichere und befriedigendere öffentliche Zustande herrschen, je geordneter das
Familienleben eines Volkes ist. Zur Erreichung dieses Zieles aber brauchen
wir vor allem tüchtige Hausfrauen. Dies gilt ebensogut für den Arbeiter-
stand als für den Mittelstand und die höheren Stände. „Schafft dem Arbeiter
eine tüchtige Hausfrau, das ist für ihn wichtiger als alles andere!" schreibt
ein Fabrikant in einer Arbeiterzeitung. In der That ist selbst die ärmste
Familie glücklich zu preisen, wenn ihr eine ausgezeichnete Hausfrau vorsteht.
Der Mann kann dann am Morgen mit frohem Mute an die Arbeit gehen;
er weiß, daß seine Frau mit dem sauer verdienten Lohne ängstlich gewissenhaft
haushält und in seiner Abwesenheit das Hauswesen gut besorgt; er weiß, daß
er am Mittag und Abend, wenn auch einfache, so doch wohl zubereitete, kräftige
Nahrung zur rechten Zeit aus reinlichen Gefässen in trauter Gemeinschaft mit
den Seinigen verzehren kann. Er weiß, daß er in seiner freien Zeit ein be-
hagliches Heim findet, in dem er sich gemütlich erholen kann, ohne den Dunst
der Kneipe aufsuchen zu müssen. Rastloser Fleiß, Zufriedenheit, Anspruchs-
losigkeit, tiefe, aufrichtige Gottesfurcht und ein schöner häuslicher Friede walten
in einer solchen Familie; ein festes Band gegenseitiger Achtung und Liebe
nmschlingt alle. Daß solche glückliche Zustände auch in bescheidenen Ver-
hältnissen möglich sind, beweisen zahlreiche Familien in Stadt und Land, in
welchen bei geringem Einkommen doch geordnete Vermögensverhältnisse, ein
Geist der Ordnung, Pflichttreue und gute Sitte gefunden werden, welche der
betreffenden Hausfrau das größte Lob spenden. Wo dagegen eine Hausfrau
vom Haushalten, Einteilen und Sparen nichts versteht, sondern planlos in
den Tag hinein wirtschaftet, da gerät die Familie in Rückgang und Schulden,
-auch wenn der Mann noch soviel verdient und noch so fleißig und sparsam
ist, und der Gerichtsvollzieher macht hier gute Bekanntschaft. Kann die Frau
nicht kochen, so wird die Familie schlecht ernährt. Die Arbeitskraft und Arbeits-
-freudigkeit erlahmt; die Kinder sehen elend und bleich ans; sie verkümmern
leiblich und geistig. Der Mann aber sucht im Wirtshaus Ersatz für das,
was er zu Hause nicht findet, und trägt dadurch ebenfalls zur Verarmung bei.
Ist die Frau nicht geschickt im Nähen, Flicken, Stricken und Stopfen, so
werden die Kleider vernachlässigt, bald zu den Lumpen geworfen und durch
kostspielige neue ersetzt.
Solche Tugenden und Fertigkeiten können nur bei einer trefflichen Mutter
oder einer tüchtigen Hausfrau erworben werden. Es ist daher heiligste Pflicht
für jedes Mädchen, schon von frühe auf sich eifrig und gewissenhaft für das
Hauswesen, diesen natürlichsten, schönsten, aber auch schwierigsten Beruf der
Frauenwelt tüchtig vorzubereiten. Außer den praktischen Fertigkeiten muß
-aber jede Hausfrau noch eine Reihe gediegener Kenntnisse über das Haus-
wesen besitzen, welche sie sich durch Benützung der ihr dargebotenen Unterrichts-
Gelegenheit erwerben kann. Nach A. Mang.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 16. 17.
Hauswirtschaft.
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erklärlich, daß wir uns unter solchen Umständen leicht erkälten. Aus
dem gleichen Grunde ist es nicht zu verwundern, daß nasse Strümpfe
an den Füßen eine häufige Ursache von Erkrankungen sind.
So notwendig es für den guten Zustand unserer Wohnungen ist,
daß die Poren der Wände mit reiner Luft und nicht mit unreinen
Stoffen angefüllt sind, so müssen auch die Poren unserer Kleider rein
und luftig bleiben. Es ergiebt sich daraus, wie wichtig das Rein-
halten der Kleider, das Klopfen, Ausstäuben, Lüften und Waschen
derselben für die Gesundheit ist. Alle unmittelbar den Körper um-
gebenden Kleidungsstücke müssen waschbar sein und möglichst oft
gereinigt werden. Kleider, Wäsche und Betten von Kranken dürfen
niemals weiter verwendet werden, ehe sie sorgfältig gereinigt und von
schädlichen Stoffen befreit (desinfiziert) sind; denn bei ansteckenden
Krankheiten vermitteln sie sehr häufig die Weiterverbreitung derselben.
Nach Dr. Jakobi.
17. Schonung und Aufbewahrung der Kleider und Schuhe.
.^leider und Schuhe kosten bekanntlich viel Geld. Vernünftige Menschen
werden darauf Bedacht nehmen, dieselben möglichst lange brauchbar zu er-
halten. Beim Einkauf der Kleidungsstücke wird man selbstverständlich nur
solche wählen, welche ans guten Stoffen angefertigt wurden. Man verwende
z. B. zu Kleidungsstücken, welche einer öfteren Reinigung durch Waschen be-
dürfen, nur solche Stoffe, welche waschecht sind. Außerdem nehme man
aber auch darauf Rücksicht, daß das Gekaufte bezüglich seiner einzelnen Eigen-
schaften (Form, Farbe, Stoff u. drgl.) nicht zu sehr der Mode unterworfen
ist. Bedeutende Ersparnisse lassen sich auch dadurch erzielen, daß man die
einzelnen Kleidungsstücke beim Gebrauch möglichst schont. Die größte Auf-
merksamkeit ist aus Ersparnisrücksichten auch dem Aufbewahren dieser Ge-
brauchsgegenstände zuzuwenden. Vor allen Dingen mache man sich zur Auf-
gabe, seine Kleider vor Staub, Feuchtigkeit, vor zu grellem Sonnenlicht und
vor Motten zu bewahren. Der Kleiderschrank muß in einem trockenen Raum
des Hauses sich befinden, gut verschließbar sein und darf keine Risse oder
Löcher (besonders Astlöcher) haben. Der Staub übt nicht nur einen nach-
teiligen Einfluß auf die Farbe des Stoffs, sondern auch auf den Stoff selbst
aus. Die Feuchtigkeit erzeugt die gefürchteten Stockflecken, und das Sonnen-
licht schädigt die Farbe des Stoffs. Allbekannt ist der Schaden des Motten-
fraßes. Am besten schützt man seine Kleider gegen Motten durch Wegfangen
der im Zimmer umherfliegenden Nachtschmetterlinge und durch häufiges Aus-
klopfen aller gepolsterten Gegenstände, des sämtlichen Pelzwerks und aller
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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